Knechtsteden Ein Männer- und ein Frauengesicht schreien sich mit weit aufgerissenen Mündern über eine breite, flammend-rote Leinwand hinweg lautlos an. Zwischen ihnen: ein Apfel. Der Sündenfall ist eines der Lieblingsthemen der 20 Künstler der Galerie-Werkstatt Bayer Dormagen, die sich an der 19. Basilika-Ausstellung inKnechtsteden beteiligen.
Organisator Pater Heinz Sand hatte das Thema mit der Überschrift „Biblische Bilder“ bewusst weit gefasst. „Jeder sollte sich die Szenen aus der Heiligen Schrift heraussuchen können, die ihn besonders ansprechen“, begründet Sand. Das Ergebnis ist eine äußerst vielfältige Präsentation unterschiedlicher Bibel-Botschaften. Das mit Abstand häufigste Motiv - weit vor dem Sündenfall - ist die Kreuzigung Christi.
„Das ist nicht verwunderlich, denn dieses Thema beschäftigt Künstler seit 2000 Jahren“, sagt Sand. „Keine andere biblische Geschichte weckt mehr Emotionen.“ Mal sehr abstrakt, mal brutal realistisch, mal in verfremdeter Kopie bekannter Kreuzigungsszenen, mal friedlich und voller Hoffnung. Dass sich der Pater selbst lieber künstlerisch mit der Botschaft auseinander setzt, die zwei Tage nach der Kreuzigung als das höchste Fest der Christen gefeiert wird, ist genauso wenig verwunderlich: In einer Computergrafik verarbeitet er seine Vorstellung von der Auferstehung Christi am Osterfest in Form einer betenden Maria Magdalena, die in den Kopf eines modernen Menschen montiert ist.
Auch die Interpretationen der anderen Künstler sind vielfältig. Sehr modern scheint die Illustration des Sündenfalls auch ein wenig den ewigen Kampf der Geschlechter zu symbolisieren. Szenen im Hof des Pilatus sind psychologische Studien über Menschen, die schwierige Entscheidungen treffen müssen. Und ein Bild mit dem Titel „Bergpredigt“ ist ein monumentales Werk, für das der Platz der Leinwände fast zu klein erscheint.
Die Ausstellung „Biblische Bilder“ ist bis zum 20. Mai täglich von 11 bis 18 Uhr im Kreuzgang der Basilika und in den Turmzimmern der Kirche zu sehen.
Kritische Stimmen, dass Sand die Basilika regelmäßig in einen Ausstellungsraum verwandelt, hört der Pater immer wieder. Und hat Gegenargumente parat. Gemalte Bibelszenen hätten jahrhundertelang den Menschen die Heilige Botschaft übermittelt, die nicht lesen konnten. „Basiliken waren früher Gesamtkunstwerke für die Gläubigen aus Architektur, Malerei, Musik, Poesie und Literatur - an diese Tradition knüpfe ich an“, sagt er.